Die Aufzeichnungen des Schützenvereines Immensen
Nachgeblättert im Staatsarchiv Hannover, Akte Hannover 74, Amt Burgdorf, Fach 299, Nr. 4
Übernommen von unserer ehemaligen Homepage
Infolge des 30 jährigen Krieges waren eine Menge an Waffen in den Besitz der Landbevölkerung gekommen.
Diese wurden nicht nur zur Wilddieberei genutzt sondern auch zum Austragen von Streitigkeiten jeglicher Art.
Daher erließ im Jahre 1702 Herzog Friedrich Wilhelm einen Erlass, dass diese Waffen abgegeben werden mussten.
Eine Ausnahme bekamen die Schützengesellschaften, die diese Waffen zur Durchführung von Schießwettbewerben wieder ausgehändigt bekamen und nach Beendigung wieder abzuliefern hatten.
Denenjenigen Dorfschaften und Fleckenaber, welche etwa jährlich nach der Scheibe zu schießen hergebracht, sollen zu solcher Zeit ihre Röhre und Buchsen auf ihr anmelden abgefolget werden, sie aber schuldig seyn, solche alsdann und sofort gehörigen Orts wieder einzuliefern.
Leider ging es bei diesen Scheibenschießen nicht immer friedlich und ordnungsgemäß zu.
So schoss man in Wathlingen durch die Scheibe des Bauernhauses, in dem das Schützenfest stattfand und setzte damit das Dach in Brand.
In Hänigsen wurde unerlaubterweise auch am heiligen Sonntag der sogenannte Ausschuss durchgeführt und die Kirche beschwerte sich hierüber.
Diese Auswüchse wurden so groß, dass im Jahre 1710 die Kurfürstliche Regierung in Hannover ein generelles Verbot des Scheiben Schießens und des Auflegen eines Pfingstbieres erließ.
Dieses Verbot wurde 1732 den Burgdorfer Bürgern wieder erlaubt.
Diese Freigabe hielt jedoch nicht all zulange.
Im Jahre 1741 scheint es bei den Schützenfesten so lebhaft zugegangen zu sein, dass die Obrigkeit eingreifen musste.
Dies währte jedoch auch nicht lange.
Laut Akten bekamen die Knechte zu Immensen am 16. Juni 1742 als erste eine offizielle Genehmigung zur Durchführung eines Schützenfestes.
Der Herrschaftliche Vogt Hans Jürgens erhielt den Auftrag darauf zu achten, dass alles ordentlich, ehrbar, ohne Gesöff, Streit und Zank zugeht.
Mit dem Gewehr beim Schießen behutsam umzugehen und keiner zu Schaden kommt.
Mit der Flinte dürfe nur außerhalb des Dorfes geschossen werden
Für die Erteilung dieser Erlaubnis ist eine Gebühr von einem Reichstaler zu entrichten.
Diese Auflagen wurden am 19. Juni 1742 der Gemeinde Steinwedel mitgeteilt.
In den folgenden Jahren von 1743 bis 1828 liegen keine Unterlagen für das Stattfinden von Schützenfesten vor.
Das nächste belegte Schützenfest erfolgte vom 13. bis 15. Juli 1829.
Der Gerichtshalter Herr von Gadenstedt spendete die erste Fahne für die Immenser Schützengesellschaft.
Diese Fahne wurde am 15. Juli 1829 beim Freischießen feierlich der Schützengesellschaft Immensen übergeben.
Im Beisein aller Immenser Schützen wurde sie den Schaffern
Henning Bähre und Georg Kothe übergeben.
Die Aufbewahrung erfolgte beim Großköthner Conrad Heinecke.
Die nächsten 4 Jahre wurde keine Erlaubnis zur Durchführung eines Schützenfestes erteilt.
Die Gründe waren:
Die Ernte durch Trockenheit und Frost zu sehr gelitten hatte und die Menschen bis in das Frühjahr krank waren
Im Bereich des Großen Freien durften auch einige Jahre keine Schützenfeste veranstaltet werden, weil 1814 ein Familienvater bei einem solchen Fest erschossen wurde.
Das nächste belegbare Schützenfest in Immensen fand im Jahre 1885 statt.
Es liegt hierüber eine Schießliste vor, die vom Vosshof Heineke an den Verein übergeben wurde.
Hieraus geht hervor, dass jeder Schütze einen Schießbeitrag von
3,30 Reichsmark und bei Nichtteilnahme eine Strafe von 50 Pfg. zahlen musste.
Damen konnten schon für 3,0 Reichsmark teilnehmen und bei Ihnen betrug die Strafe bei Nichtteilnahme nur 25 Pfg.
Abgerechnet wurde am 21. Juni 1885, unterzeichnet
von H. und W. Buchholz.
Im Jahre 1891 stellte der Tischlermeister Wilhelm Schürmann einen Antrag auf die Erteilung der Erlaubnis zur Durchführung eines Schützenfestes. Dieses sollte vom 21. Juli bis zum 22. Juli in der Dorfgaststätte abgehalten werden.
Diese Erlaubnis wurde nicht erteilt.
Begründung:
Wegen des wüsten Treibens in der Scheuerschen Gastwirtschaft und der Unsittlichkeit im Ort, sind in den letzten zwei Jahren nicht weniger als
14 Mädchen zu Fall gebracht worden.
Daher führte der Gastwirt Ernst Buchholz ein Tanzvergnügen durch.
Dieses erfolgte am 29 Juni 1891.
In den kommenden Jahren sind nicht viele Aufzeichnungen vorhanden.
Die kommenden 20 Jahre standen unter der Weltwirtschaftskrise.
Man kann daraus schließen, dass in diesen schwierigen Zeiten unsere Schützen wenig Zeit zum Ausrichten von Wettkämpfen hatten.
Die Sicherung des täglichen Lebens, wenn nicht sogar des Überlebens, nahm sie voll in Beschlag.
In fielen Ortschaften zerfielen die Schützengesellschaften
in diesen 20er Jahren wieder.
Nicht so in Immensen.
Diese Gesellschaft wurde zu dem was sie heute auch noch ist, nämlich ein fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft.
Es wurden weiter Schützenfeste durchgeführt, wie die Ermittlung einiger Könige belegt.
1926 Willi Behrens
1927 Hermann Bähre
1928 Hermann Müller
1929 August Jonas
1930 Otto Heinike
Ab 1930 begannen die Brüder Otto und Karl Heineke einen Verein zu gründen.
Bis daher waren die Schützen in einer Schützengesellschaft.
So wurde 1931 der Schützenverein Immensen gegründet.
Die Mitglieder der Schützengesellschaft wurden fast alle übernommen.
Der erste Vorstand bestand aus:
Vorsitzenden Carl Heineke
2. Vorsitzender Carl Lieke Senior
Schriftführer Wilhelm Priesmeyer
Kassierer August Barthels
Schießmeister Hermann Ahlers
Geschossen wurde unter anderem in der Scheuersen Feldscheune, Lehrter Chaussee Nr. 19.
Aus den vorhandenen Schießlisten geht eine rege Beteiligung in den 30er Jahren hervor.
Und dies auch im Jugendbereich.
Ausgeschossen wurde ein Altkönig, ein Junggesellenkönig und ein Kinderkönig.
Weiterhin begann man mit dem Aufmarschieren bei benachbarten Schützenfesten.
Belegt ist eine enge Bindung zum Schützenchor in Lehrte, welche durch Richard Mügge angestrebt wurde.
Ab 1933 sind die Schützenvereine im Deutschen Schützenverband als Bestandteil des Deutschen Reichsverbandes für Leibesübungen geführt worden.
Die Teilnahme am Schießen wurde zur Pflicht eines jeden Mitgliedes und der Vereinsvorsitzende hieß nun Vereinsführer.
1939 erfolgte das letzte Schützenfest vor dem Kriege.
Der König war Wilhelm Bleckwenn, Jungesellenkönig Hermann Mölbitz und der Kinderkönig hieß Herbert Gerlach junior.
Nun zogen dunkle Wolken über Deutschland und die Bevölkerung.
Der zweite Weltkrieg überschattete alles.
Die Schützenfeste wurden verboten und viele Schützen verloren in diesem Krieg ihr Leben.
Auch der amtierende Immenser Jungkönig Hermann Mölbitz war darunter.
Dennoch wurde bis 1942 der Schießbetrieb aufrechterhalten.
Preisschießen fanden statt und auch ein Wettkampf für das Winterhilfswerk.
Die Teilnahme an diesen Veranstaltungen war Pflicht.
Von 1943 bis 1945 ist dann das Schießen eingestellt worden.
Ab 1945 sind sämtliche Schützenvereine von der Militärregierung aufgelöst worden und der gesamte Waffenbestand musste ausgeliefert werden.
Der Schießbetrieb blieb weiterhin erstarrt.
1949 lockerte man diese Gesetze.
Einige Schützenbrüder trafen sich sogleich und beriefen eine Generalversammlung ein.
Danach ist der Schützenverein Immensen im Jahre 1949 neu gegründet
worden und am 24.01.1950 als „Schützenverein Immensen e. V.“ in das Vereinsregister in Burgdorf eingetragen worden.
1. Vorsitzender wurde der Bauer Carl Heineke
2. Vorsitzender der Schlosser Heinrich Hennies.
Rechnungsführer Baulandmann August Bartels
Schriftführer Bauer Heinrich Rust und der Schießwart Heinrich Kaiser
Somit waren die Grundlagen zur Realisierung des ersten Schützenfestes nach dem Krieg gelegt.
Dieses Schützenfest fand vom 04. bis zum 5. September 1949 statt.
Die ersten Könige waren:
Altkönig: Ernst Kirchhoff
Jungkönig: Ernst Grehte
Kinderkönig: Gerd Schmackeit
Geschossen wurde weiterhin vom Scheuerschen Hof in Richtung Mühlenberg.
Das Schießgeschehen wechselte dann 1957 in die Vereinsgaststätte Scheuer. Dort wurde Luftgewehr geschossen.
Zuerst auf der Kegelbahn im Saal und später in dem bekannten Anbau an der Rückseite zur heutigen Lüneburger Straße.
In diesem Anbau und in der Gaststätte fand das Vereinsleben bis 2002 statt.
Im Jahre 1977 kam der KK-Stand am Sportheim dazu.
Hier wurden nun die Jung- und der Altkönig, sowie Pokale ausgeschossen.
Am letzten Schießtag, nach der Beendigung der Wettkämpfe, marschierte man nun über die Hauptstraße zur Scheuerschen Gaststätte zur Bekanntgabe der Könige.
1957 wurde auch erstmalig ein Volkskönig ausgeschossen.
Dieser hieß Irmgard Kirchhoff.
Die Damen waren in unsrem Verein schon länger geduldet.
Diese mussten einen Beitrag entrichten und ein Schleifchen tragen.
Diese Aufnahme der Damen bezog sich aber nur auf die Schützenfestzeit.
Dies änderte sich 1965. In diesem Jahr wurde die Damenabteilung gegründet.
Die Gründungsmitglieder waren: Gerda Brunenberg, Siegrid Busse, Siegrid Fricke, Irmgard Kirchhoff und Elke Neubauer.
Seit 1971 wird auch ein Kaiser zwischen den bestehenden Alt- und Jungkönigen ausgeschossen. Der erste Kaiser war Ernst Kirchhoff und die erste Kaiserin Ursula Bittner. Also dieses Jahr zum 8. Mal.
Weiterhin, auf Initiative unseres heutigen Ehrenvorstandsmitglied Manfred Krebs, ab 1986 ein Ratscheibenschießen zwischen den Immenser Vereinsvorsitzenden und dem Ortsrat.
Im Jahre 2002 bekam der Schützenverein vom Besitzer der Gastwirtschaft Scheuer die Kündigung der genutzten Räumlichkeiten.
Die Ratlosigkeit war groß, vor allem, da das vorhandene Vereinsvermögen gering war.
Von den Banken war nach der Auflage durch Basel 2 eine Darlehnsvergabe an den Verein sehr schwer möglich.
Es wurde viele Varianten erdacht und diskutiert.
Letztendlich besann man sich auf ein nicht ganz alltäglichen Schießstand aus modularen Elementen zusammengesetzt.
Dieser konnte am 11.11.2004 zur Freude aller Schützen eingeweiht werden.
Somit hat der Verein einen Schießstandort, an dem wir unsere Hauptsportarten KK und LG ausüben können.
Hier noch ein paar herausragende Ereignisse unserer Mitglieder.
1950- Die Mannschaft mit Ernst Kirchhoff, Heinrich Bähre, Siegfried 1970 Bellack und Heinrich Götting, in diesem Zeitraum berühmt und berüchtigt. Sie errangen unter anderem den Kreispokal mehrfach, so dass dieser 1965 endgültig in unseren Besitz überging.
80er Bernd Götting. Kreiskaderschütze
1996 Bernd Dralle, Stadtkönig
1998 Kreiskönig Michael Ehlers
2005 Anna Riechelmann, Landesmeisterin KK 100m
2005 Tim Dralle, Teilnahme LM
2006 Anna Riechelmann, Teilnahme LM
2006 Wolfgang Graubener, Teilnahme LM
2006 Helmut Riechelmann, Teilnahme an der LM
2006 Anna Riechelmann, Landeskaderschützin
Zum Abschluss hier nun noch die Vorsitzenden.
1931-1957 Carl Heineke
1957-1963 Heinrich Kothe
1963-1978 Hans-Wilhelm Mundt
1978-1995 Manfred Krebs
1995-1999 Bernd Dralle
2000-2005 Hubertus Pohlmann
2005- 2019 Bernd Götting
2019 - Jörn Lange